
„CYCLE!“ – Ein Kontaktmittel mit zwei Rädern.
„Bikespielen.Lernen.“ Einer unserer Claims, wie der Marketier sagen würde. Das steht für unseren Wunschumgang mit dem Thema Mountainbiken: Geh spielen, Mensch. Egal wie alt Du bist. Spiel Dich mit dem was ist. Lass den übertriebenen Ehrgeiz daheim. Nichts muss. Alles kann. Irgendwie so…
Spielen. Das ist so etwas wie: Kind sein. Wir sind viel zu wenig Kind in der heutigen Welt. Spielen ist so echt. Und ein Fahrrad ist ein tolles Spielzeug.
… Zeitsprung in den November 2017…

Jomsom. Mustang Valley. Nach einigen Tagen des versammelten WarmUps sind wir heute früh um 6h mit der ersten Maschine zu Nepals zweitgefährlichstem Flughafen geflogen. Gefährlich immer dann, wenn nach 11h der starke Wind einsetzt und die Propellermaschinen in diesem dann plötzlich gar nicht mehr so breiten Tal eine 180Gradkehre fliegen müssen, um gegen den Wind landen zu können. Es fehlt einfach am Platz. Um 6:30h war es noch windstill und der Daulaghiri beeindruckend hoch über dem auf 4.000m Höhe einfliegenden Flugzeug.
Vor der wunderbaren Bäckerei hält ein klappriger Jeep. Unser Jeep. Bis zum Rand und darüber hinaus beladen mit vielfarbigen großen Taschen mit dem evoc Schriftzug darauf: Unsere Räder sind da! Ausladen. Aufmachen. Aufbauen. Nicht lange sind wir alleine.
Aus dem Nichts scheint dieses kleine Dorf plötzlich voller Kinder zu sein. 10 sind es sicherlich. Eher 15. Ohne Berührungsängste. „CYYYCLEEEL!“ ruft es. In den kommenden Tagen werden wir erfahren, welche magische Bedeutung dieses Wort für die Kinder und auch für unsere interkulturelle Kontaktanbahnung haben wird.
Unvoreingenommen sind sie. Herrlich unvoreingenommen. Von Zurückhaltung keine Spur. Geschaut wird mit den Händen. Alles was sich bewegt wird bewegt. Zarte Finger gefährlich nah an so vielen Möglichkeiten, genau diese einzuklemmen. Und dieses Strahlen. Von dem man immer liest und erzählt bekommt.
Das grosse Spielen
Zweiter Akt. Die Bikes sind aufgebaut und werden ausprobiert. E muss ja alles funktionieren in den kommenden Tagen und auf Touren die uns bis auf 4.700m Meereshöhe führen werden. „Tricks Tricks Tricks“ erschallt es. Die Kids kennen das offensichtlich. Da kommen bunte Menschen mit langen Nasen und bauen ihre Fahrräder zusammen und dann findet sich immer einer der sich zum Clown macht. Tangi macht ihnen den Bunny Hop, rollt auf dem Hinterrad auf eine Gruppe von Kids zu, stoppt abrupt und wenige Zentimeter vor ihnen ab. Strahlen. Lachen. Die Zeit darf stehen bleiben. Es klappert hörbar – ein vielleicht 10jähriger lässt sich nicht lumpen. Auf seinem scheppernden Zweirad fegt er freihändig an uns vorbei – ich denke an mein Erste Hilfepaket.
Das geht sicherlich eine Stunde so, bis wir alle soweit bereit sind und uns auf den Weg machen, ganz langsam das Mustang Tal zu erobern. Das Lachen der Kinder fährt noch eine ganze Weile mit uns.
Immer wieder treffen wir in den folgenden Tagen auf Kinder. Wie die Orgelpfeifen. Beeindruckend selbständig. Unwiderstehlich frech. Berührungsangst Fehlanzeige. Während ich fotografiere bemerke ich wie sie meinen Rucksack ausräumen. Anderenorts fährt mein Bike plötzlich davon. Wenn die Kamera gezückt ist drängen alle an einender, um ja auf das Bild oder das Video zu kommen. Nicht wenige sprechen voller Stolz darüber, dass sie das können, ein sehr gutes Englisch. Und Lachen. Herrschaft die lachen dermaßen schön…

Dieses erste Camp im Himalaya ist mittlerweile Geschichte, unsere Gäste hatten teilweise Tränen in den Augen, als wir uns verabschiedeten. Zwei wunderschöne Wochen voller Eindrücke, mit viel Anstrengung aber vor allem vielem, was man für diese Anstrengung geschenkt bekommen hat, ist vorüber. Ich fliege für eine Woche nach Phablu im SoloKhumbu-Gebiet und in das Haus, in dem Sir Edmund Hilary einst die ersten Vorbereitungen seiner Expeditionen zum Everest machte. Unweit finde ich wieder einen so magischen Ort, wie ihn Nepal in diesen Wochen immer wieder bereithält. Auf einem Fels 500m über dem Tal thront das wunderschöne Kloster Chiwong. Ich steuere mein Bike die nicht unerhebliche Steigung zu diesem Kloster hinauf. Der ganze Berg oberhalb des Klosters ist über und über mit tibetischen Gebehtsfahnen behängt, alte Mauern mit warme Farben des Klosters, eine schwere bunt verzierte Holztüre und diese magische Ruhe begrüßen mich.
Hier kann man sicherlich lange sitzen und einfach SEIN. Oder man hat ein „Cycle“ dabei, das die Neugierde der Klosterschüler entfacht. „Normal sind hier 32 Schüler in unserem Kloster“ erzählt mir später der charismatische Lama, als er mich zum Tee in die Essstube einlädt. „Aber jetzt sind Ferien und viele sind bei ihren Familien“. Viele. Aber eben nicht alle. Ich beobachte, wie sich drei von Ihnen meinem silbrig in der Sonne reflektierenden Rad nähern. Ich möchte nicht schützend eingreifen, sie einfach machen lassen in ihren weinroten Mönchsroben. Jungmönche sind auch einfach nur Kinder, denk ich mir. Ihr Redelsführer traut sich als erster, das Bike anzufassen. Viel zu groß ist es natürlich für den buddhistischen Dreikäsehoch.

Ich winke ihnen mit meinem Helm. Auch viel zu groß aber natürlich umso wichtiger. Schief sitzt er bald und scheint vor allem die auffallende Zahnlücke zu beschützen, die das lachende Gesicht des Redelsführers ziert. Ich bemerke, dass der Lama aus dem Kloster getreten ist und mit einigem Abstand an der Mauer lehnend dem Treiben zusah.
Ich glaube ich habe fast drei Stunden mit „meinen BikeMönchen“ bikegespielt, bis die Sonne bereits an den Bergen gegenüber kratzte und es Zeit wurde, den Rückweg in das HillaryHouse anzutreten. Jeder durfte mal aufs Bike. Gemeinsam haben wir unsere Runden gedreht. Die größeren alleine, die Kleineren mit meiner Hilfe und Stütze. Wunderschöne Momente voller Freude und Lachen. Einfach ungefiltert aus der Situation und dem Spieltrieb heraus…

Wieder zurück in Deutschland. Ich erinnere mich, wie mir gerade in den ersten Tagen etwas auffiel und ich zu Beginn gar nicht wusste, was es wohl ist. Irgendetwas schien seltsam. Bis ich darauf kam, dass es die Menschen waren. So wenige von Ihnen lachten. Blick aufs Handy. Schnellen Schritts von A nach B. Nur niemandem in die Augen schauen.
Mensch Mitmenschen! Seid doch nicht so verkniffen! Nehmt einfach mal ein Rad und geht BikeSpielen. So wie die Kinder in Nepal es ganz intuitiv tun. So wie die lachen kann das nicht falsch sein…
3 Dinge zum Mitnehmen:
1) Ein Mountainbike wertet eine Kulturreise ungeheuer auf. Vor allem und immer dann, wenn man sie nicht allein zum „shredden“, zum „ballern“ oder zum „besiegen“ antritt. Wir gehen also sehr fein Mountainbiken und saugen das, was wir vor Ort finden, auf.
2) Kinder sind wunderbar. Wissen wir alle. Das Mountainbike ist in erster Linie einmal ein Spielzeug. Das zeigen uns die Kinder von Nepal. Also lasst uns spielen gehen.
3) Eine Reise wie diese nach Nepal ist etwas, das jedem offen steht, der sich diese wünscht und sich entsprechend darauf vorbereitet. Wir nehmen Dich gerne an der Hand und bereiten uns gemeinsam darauf vor. Um dann vor Ort all das zu erleben, was dieses Land und die einzigartige KulturLandschaft zu bieten hat. Und dass wir mit einem vielleicht ein wenig kindlichen Lächeln wieder zurückkehren, kann nur gut sein.
Wer mehr über diese Reise erfahren möchte findet alle Daten Fakten und jede Menge Bilder hier: https://www.trailxperience.com/events/68/singletrail-safari-mustang-himalaya/
